Drei-Ebenen-Ansatz – Wie du dein Handelsunternehmen digital aufräumst
Viele Handelsunternehmen stehen heute unter Druck. Neue Anforderungen durch digitale Vertriebskanäle, Plattformen oder Kundenportale treffen auf historisch gewachsene IT-Landschaften. Da ein ERP allein nicht mehr alles abdecken kann, entstehen schnell Insellösungen: Ein PIM für die Produktdaten, ein CRM fürs Kundenmanagement, ein Shop für den B2B-Vertrieb – aber oft fehlt die Integration dazwischen.
Das Ergebnis? Doppelte Datenerfassung, manuelle Prozesse, fehlende Transparenz – und ein steigender Aufwand, der weder skalierbar noch zukunftsfähig ist.
In Gesprächen mit Handelsunternehmen ist mir aufgefallen, dass es oft an einer klaren Struktur fehlt, wie die IT-Architektur weiterentwickelt werden kann. Genau dafür eignet sich der Drei-Ebenen-Ansatz, den ich hier vorstellen möchte.
Warum ein Drei-Ebenen-Ansatz?

Ein reibungsloser Digital Commerce erfordert mehr als nur einen funktionierenden Onlineshop. Du brauchst eine abgestimmte Architektur, die alle internen und externen Prozesse abdeckt. Der Drei-Ebenen-Ansatz trennt deine IT in klar definierte Bereiche. So reduzierst du Komplexität und sicherst dir mehr Flexibilität für neue Ideen.
Vorteile auf einen Blick:
- Klare Abgrenzung: Kernprozesse, interne Abläufe und externe Verkaufskanäle sind besser sortiert.
- Effiziente Integration: Mit einem API-Layer entkoppelst du Altsysteme von neuen Commerce-Lösungen.
- Zukunftssicherheit: Du bleibst offen für neue Kanäle, Technologien oder Liefermodelle.
Ebene 1 – Das ERP als stabiles Fundament
Im Handel ist das ERP-System das Rückgrat. Hier laufen zentrale Prozesse zusammen: Auftragsabwicklung, Lager, Preislogik, Kundenstammdaten, Rechnungswesen. Viele dieser Systeme sind über Jahre hinweg angepasst und erweitert worden – mit entsprechendem Know-how und Investitionen.
Deshalb ist es selten sinnvoll, das ERP zu ersetzen.Stattdessen: Bewährtes bewahren, gezielt rauslösen und ergänzen. Die erste Ebene bildet auch künftig das Fundament einer zukunftssicheren Applikationsarchitektur.
Ebene 2 – Produktdaten, Kundenwissen und interne Prozesse
Die zweite Ebene nimmt in modernen Handelsunternehmen eine zentrale Rolle ein. Sie umfasst spezialisierte Lösungen für:
- Produktdatenmanagement (PIM)
- Customer Relationship Management (CRM)
- Dokumentenmanagement (DMS)
- Digitale Kollaborationslösungen
ERP-Systeme decken diese Bereiche zwar oft mit Modulen ab, aber spezialisierte Tools bieten meist bessere Usability, tiefere Funktionalitäten und eine klarere Fokussierung.
Ebene 3 – Die Interaktion mit der Aussenwelt
In der dritten Ebene geht es um alles, was über die Unternehmensgrenzen hinausgeht. Hier entsteht Differenzierung – und neue digitale Wertschöpfung:
- Kundenportale
- E-Shops (B2B oder B2C)
- Marktplatzanbindungen
- Punchout oder EDI-Schnittstellen
- Self-Service-Funktionen für Partner oder Kunden
Damit diese Lösungen nahtlos funktionieren, braucht es eine starke Anbindung an die internen Systeme. Aber bitte keine starren Punkt-zu-Punkt-Schnittstellen. Was du stattdessen brauchst: Einen API-Layer.
API-Layer – Der smarte Vermittler
Ein gut konzipierter API-Layer schafft die Verbindung zwischen den Systemen der Innenwelt (ERP, PIM, CRM etc.) und den digitalen Kanälen der Aussenwelt. Dabei entkoppelt er die Applikationen voneinander – und ermöglicht:
- Schnelle Anbindung neuer Kanäle
- Stabilität bei Wartungen oder Migrationen
- Hohe Wiederverwendbarkeit von Daten und Prozessen
Das wird vor allem dann entscheidend, wenn du dich auf künftige Entwicklungen vorbereiten willst – Stichwort: Agentic Web. Die nächste Generation digitaler Einkäufe könnte stark KI-gestützt funktionieren. Wer heute in APIs investiert, hält sich diese Türen offen.
Die Vorteile im Überblick:
- Lose Kopplung: Dein ERP bleibt stabil, während du neue Vertriebskanäle testest.
- Zentrale Steuerung: Du kannst sämtliche Bestellungen über den API-Layer abwickeln und hast den vollen Überblick.
- Skalierbarkeit: Wenn du expandieren willst, fügst du einfach weitere Kanäle hinzu.
Mein Fazit
Wenn du deine Applikationsarchitektur modernisieren willst, hilft dir der Drei-Ebenen-Ansatz, Ordnung in die Komplexität zu bringen – und eine klare Roadmap zu entwickeln:
- Ebene 1: Dein ERP bleibt das stabile Zentrum.
- Ebene 2: Spezialisierte Tools schaffen Klarheit und Effizienz.
- Ebene 3: Deine digitale Aussenwirkung wird professionell und skalierbar.