Samstag, 12. April 2025

Drei-Ebenen-Ansatz – Wie du dein Handelsunternehmen digital aufräumst

Viele Handelsunternehmen stehen heute unter Druck. Neue Anforderungen durch digitale Vertriebskanäle, Plattformen oder Kundenportale treffen auf historisch gewachsene IT-Landschaften. Da ein ERP allein nicht mehr alles abdecken kann, entstehen schnell Insellösungen: Ein PIM für die Produktdaten, ein CRM fürs Kundenmanagement, ein Shop für den B2B-Vertrieb – aber oft fehlt die Integration dazwischen.

Das Ergebnis? Doppelte Datenerfassung, manuelle Prozesse, fehlende Transparenz – und ein steigender Aufwand, der weder skalierbar noch zukunftsfähig ist.

In Gesprächen mit Handelsunternehmen ist mir aufgefallen, dass es oft an einer klaren Struktur fehlt, wie die IT-Architektur weiterentwickelt werden kann. Genau dafür eignet sich der Drei-Ebenen-Ansatz, den ich hier vorstellen möchte.

Warum ein Drei-Ebenen-Ansatz?

Das drei Ebene Architekturmodell für Digital Commerce im Handelsunternehmen

Ein reibungsloser Digital Commerce erfordert mehr als nur einen funktionierenden Onlineshop. Du brauchst eine abgestimmte Architektur, die alle internen und externen Prozesse abdeckt. Der Drei-Ebenen-Ansatz trennt deine IT in klar definierte Bereiche. So reduzierst du Komplexität und sicherst dir mehr Flexibilität für neue Ideen.

Vorteile auf einen Blick:

  1. Klare Abgrenzung: Kernprozesse, interne Abläufe und externe Verkaufskanäle sind besser sortiert.
  2. Effiziente Integration: Mit einem API-Layer entkoppelst du Altsysteme von neuen Commerce-Lösungen.
  3. Zukunftssicherheit: Du bleibst offen für neue Kanäle, Technologien oder Liefermodelle.

Ebene 1 – Das ERP als stabiles Fundament

Im Handel ist das ERP-System das Rückgrat. Hier laufen zentrale Prozesse zusammen: Auftragsabwicklung, Lager, Preislogik, Kundenstammdaten, Rechnungswesen. Viele dieser Systeme sind über Jahre hinweg angepasst und erweitert worden – mit entsprechendem Know-how und Investitionen.

Deshalb ist es selten sinnvoll, das ERP zu ersetzen.Stattdessen: Bewährtes bewahren, gezielt rauslösen und ergänzen. Die erste Ebene bildet auch künftig das Fundament einer zukunftssicheren Applikationsarchitektur.

Ebene 2 – Produktdaten, Kundenwissen und interne Prozesse

Die zweite Ebene nimmt in modernen Handelsunternehmen eine zentrale Rolle ein. Sie umfasst spezialisierte Lösungen für:

  • Produktdatenmanagement (PIM)
  • Customer Relationship Management (CRM)
  • Dokumentenmanagement (DMS)
  • Digitale Kollaborationslösungen
Gerade in einem mehrkanalfähigen Handel sind konsistente Produktinformationen über alle Touchpoints hinweg entscheidend – sei es im Shop, beim Grosshändler oder im Katalog. Auch der strukturierte Umgang mit Kundeninformationen gewinnt an Bedeutung, wenn Vertriebsprozesse digitaler werden.

ERP-Systeme decken diese Bereiche zwar oft mit Modulen ab, aber spezialisierte Tools bieten meist bessere Usability, tiefere Funktionalitäten und eine klarere Fokussierung.


Ebene 3 – Die Interaktion mit der Aussenwelt

In der dritten Ebene geht es um alles, was über die Unternehmensgrenzen hinausgeht. Hier entsteht Differenzierung – und neue digitale Wertschöpfung:

  • Kundenportale
  • E-Shops (B2B oder B2C)
  • Marktplatzanbindungen
  • Punchout oder EDI-Schnittstellen
  • Self-Service-Funktionen für Partner oder Kunden

Damit diese Lösungen nahtlos funktionieren, braucht es eine starke Anbindung an die internen Systeme. Aber bitte keine starren Punkt-zu-Punkt-Schnittstellen. Was du stattdessen brauchst: Einen API-Layer.

API-Layer – Der smarte Vermittler

Ein gut konzipierter API-Layer schafft die Verbindung zwischen den Systemen der Innenwelt (ERP, PIM, CRM etc.) und den digitalen Kanälen der Aussenwelt. Dabei entkoppelt er die Applikationen voneinander – und ermöglicht:

  • Schnelle Anbindung neuer Kanäle
  • Stabilität bei Wartungen oder Migrationen
  • Hohe Wiederverwendbarkeit von Daten und Prozessen

Das wird vor allem dann entscheidend, wenn du dich auf künftige Entwicklungen vorbereiten willst – Stichwort: Agentic Web. Die nächste Generation digitaler Einkäufe könnte stark KI-gestützt funktionieren. Wer heute in APIs investiert, hält sich diese Türen offen.

Die Vorteile im Überblick:

  1. Lose Kopplung: Dein ERP bleibt stabil, während du neue Vertriebskanäle testest.
  2. Zentrale Steuerung: Du kannst sämtliche Bestellungen über den API-Layer abwickeln und hast den vollen Überblick.
  3. Skalierbarkeit: Wenn du expandieren willst, fügst du einfach weitere Kanäle hinzu.

Mein Fazit

Wenn du deine Applikationsarchitektur modernisieren willst, hilft dir der Drei-Ebenen-Ansatz, Ordnung in die Komplexität zu bringen – und eine klare Roadmap zu entwickeln:

  • Ebene 1: Dein ERP bleibt das stabile Zentrum.
  • Ebene 2: Spezialisierte Tools schaffen Klarheit und Effizienz.
  • Ebene 3: Deine digitale Aussenwirkung wird professionell und skalierbar.
Autor

Reto Gurtner

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