Donnerstag, 5. Januar 2017

Wie Web APIs helfen Wertschöpfungsketten zu verändern

In den letzten Jahren rückte der Begriff Web API, manchmal auch nur API, immer stärker in den Vordergrund. Cloud Provider, Online-Plattformen, SaaS-Dienste, physische Dinge (Internet of Things) und vieles mehr stellen heute solche APIs zur Verfügung. Doch was ist das eigentlich genau und wie kann Ihr Unternehmen davon profitieren?

Der Begriff API ist ein Akronym und steht für «Application Programming Interface».

Das bedeutet auf Deutsch in etwa Programmierschnittstelle. Stellt ein System ein API zur Verfügung, hat eine aussenstehende Software somit die Möglichkeit mit diesem System zu kommunizieren. Das System kann dabei eine andere Applikation, eine Applikationslandschaft oder sogar ein physischer Gegenstand sein.

Als Beispiel: Philips stellt für seiner Hue Lampen ein API zur Verfügung (siehe https://developers.meethue.com/philips-hue-api). Dank dieser API kann eine Hue Beleuchtung aus einer anderen Software angesteuert werden. Ein Entwickler kann zum Beispiel ein C# Programm schreiben, das beim Starten seines Windows Rechners die Farbe seiner Hue Lampe wechselt. Dabei braucht er lediglich das API zu kennen. Wie Philips Hue die Anforderungen im Innern bewerkstelligt, spielt für ihn keine Rolle.

Web API - API für das Internet

Was ist aber nun ein Web API? Web API bedeutet, dass ein System eine API zur Verfügung stellt, welches via Web-Technologie (HTTP Protokoll) angesprochen werden kann. Die grossen Online-Plattformen (zum Beispiel twitter) und Anbieter von SaaS-Lösungen (zum Beispiel das CRM System Hubspot) bieten heute meistens Web API’s an. Längst sind es aber nicht mehr nur die grossen und internationalen Player. Auch kleinere Unternehmen und Schweizer Plattformen (zum Beispiel Siroop) stellen vermehrt Web APIs zur Verfügung.

Technische Umsetzung von Web APIs

Für die Realisierung von Web APIs haben sich verschiedene Standards und "Quasi"-Standards durchgesetzt. So wird heute in der Regel ein Web API via REST angeboten. REST steht für Representational state transfer und gibt verschiedene Konzepte vor, wie mit dem API interagiert werden kann. Das hat den Vorteil, dass nicht jeder API Hersteller die Welt wieder von Grund auf neu erfinden muss.

Machen wir zur Veranschaulichung folgendes Beispiel:

Beispiel eines Web API einer Online-Plattform

Angenommen wir wollen für die fiktive Online-Plattform www.meine-ferien-plattform.ch ein Web API zur Verfügung stellen. Dabei sollen von Aussen alle Feriendestinationen via Web API abfragbar sein. Gemäss REST würde das bedeuten, dass die Online-Plattform eine URL zur Verfügung stellt, welche in etwa wie folgt lautet www.meine-ferien-plattform.ch/api/destinations. Diese URL kann anschliessend mit unterschiedlichen HTTP Verbs aufgerufen werden. Die Kombination aus URL und HTTP Verb / Anfragemethode impliziert, wie sich das API verhält. Anbei ein kleiner Auszug möglicher Kombinationen.

HTTP Verb resp. AnfragemethodeURLVerhalten
GET/api/destinationsLiefert alle Feriendestinationen zurück
POST/api/destinationsErstellt eine neue Feriendestination. Die Informationen zu der neuen Feriendestination werden via JSON mitgeschickt.
GET/api/destinations/5Liefert die Feriendestination mit der ID 5 zurück
PUT/api/destinations/5Aktualisiert die Inhalte der Feriendestination mit ID 5
DELETE/api/destinations/5Löscht die Feriendestination mit ID 5

Datenstrukturen, welche ein Web API zurückliefert oder empfängt, werden typischerweise via JSON abgebildet. JSON ist eine Notation (ähnlich wie XML), die Informationen strukturiert. So könnte zum Beispiel das Resultat, welches ein Aufruf von /api/destinations/5 via HTTP GET retourniert, wie folgt aussehen:

{
	"Id": 5,
	"Name": "San Francisco",
    "Kuerzel":"SFO",
	"Land": "USA",
	"AktuelleOrtszeit": "2017-01-23T18:25:43.511Z"
}

Viele Programmierbibliotheken (z.B. Microsoft ASP.net Web API) vereinfachen den Bau und die Kommunikation von Web APIs. Dank geschickter Abstraktion muss sich somit nicht um den Aufbau von JSON oder geeigneten URL's kümmern. Das wird alles vom Framework übernommen. Die Einigung auf REST und JSON stellt jedoch sicher, dass das API auch mit anderen Programmiersprachen (z.B. Java) abgefragt werden kann.

Was aber bringen Web APIs?

Die rein technische Betrachtungsweise von Web APIs ist zugegebenermassen abstrakt. Löst man sich aber von der technischen Sicht und nimmt die Perspektive der Adaption ein, so lässt sich Potenzial erkennen.

Wir bei bambit sind überzeugt, dass die zwei spannendsten Ansatzpunkte, um als Unternehmen Innovationen zu betreiben, die Art und Weise wie Technologie angewendet wird und die Veränderung des Geschäftsmodelles sind.

Durch die Digitalisierung haben sich in den vergangenen Jahren gesamte Wertschöpfungsketten von Industrien verändert.

Wie MVMT Watches den Vertriebskanal verändert hat

Ein gutes Beispiel für Innovation auf der Ebene des Geschäftsmodells ist die Geschichte des Uhrenhersteller MVMT Watches. Der klassische Vertriebskanal eines Uhrenherstellers sieht in etwa wie folgt aus:

Traditioneller Vertriebskanal eines UhrenherstellersMVMT Watches hat ein anderen Weg gewählt. Die Uhr wurde via Crowd Founding finanziert (ursprüngliche Kampagne auf Indigo). Dank Crowd Founding war es möglich bereits vor der aufwendigen Produktion kosteneffizient zu testen, ob die Uhr bei einem Publikum Anklang findet oder nicht. Nach der erfolgreichen Finanzierung haben die Gründer von MVMT Watches die Uhr direkt über die eigene Online-Plattform / Online Shop an den Endkunden verkauft und ausgeliefert. (siehe http://www.mvmtwatches.com).

Innovierte Wertschöpfungskette von MVMT Watches

Der mehrstufige Weg via Zwischenhandel, Handelsvertreter, Marketing und Einzelhandel wurde somit umgangen. Die eigentliche Innovation von MVMT Watches liegt für uns nicht unbedingt darin, wie die Uhr aussieht oder funktioniert, sondern in der Art und Weise, wie die Wertschöpfungskette aufgebaut wurde. Die ganze Geschichte lässt sich hier nachlesen https://www.mvmtwatches.com/pages/ourstory.

Folgen der Digitalen Transformation

Als folge der Digitalen Transformation erwarten wir, dass in naher Zukunft noch mehr solche Revolutionen in den verschiedensten Branchen zu sehen sein werden.

Für ein Unternehmen wird es zu einem wesentlichen Wettbewerbsfaktor, schnell auf Änderungen in der angestammten Wertschöpfungsketten reagieren zu können.

Es ist wahrscheinlich, dass man plötzlich an andere Glieder der bestehenden Kette seine Produkte und Dienstleistungen weiterreicht oder Zulieferer aus einer anderen Ecke erhält. In einer zunehmend digitalisierten Ökonomie wird zudem der Automatisierungsgrad weiter steigen.

Eine Schnittstelle für die Aussenwelt

Web APIs ermöglichen, dass man als Unternehmen der Aussenwelt einen klar definierten Zugriff auf unternehmensinterne Daten und Prozesse gewähren kann. Somit können Aussenstehende sich einfach und schnell mit dem Unternehmen integrieren.

Web APIs eines Unternehmen

Das Design und die Implementation eines solchen APIs sollte aber gut durchdacht sein. So will man zum Beispiel nicht alle seine Betriebsdaten einfach so offen legen. Es gilt eine Vielzahl an Punkten zu beachten. Anbei ein kleiner Auszug:

  • Sicherheit: Gewisse Informationen sind nur für einen auserwählten Kreis bestimmt
  • Datenintegrität: Es muss sichergestellt sein, dass die Daten immer "richtig" sind.
  • Einfachheit: Das API muss einfach erlernbar und anwendbar sein
  • Performance: Nur, wenn das API schnell Informationen liefert, wird es sich überhaupt etablieren
  • usw.

Mit Web APIs bereits heute an Morgen denken

Web APIs sind eine Möglichkeit um sich als Unternehmen bereits heute richtig aufzustellen für die zu erwartenden Veränderungen der eigenen Wertschöpfungskette durch die Digitale Transformation. Dabei ist ein durchdachtes Design der eigenen Web APIs essentiell um Faktoren wie Sicherheit und Performance genügend Rechnung zu tragen. Zugleich ist es wichtig auf etablierte Standards und "Quasi"-Standards, wie beispielsweise REST und JSON, zu setzen.

Autor

Reto Gurtner